Bericht Glücksmomente-Fahrt vom 21.06.2021 „Auf dem Pfänder noch einmal Käsespätzle essen“
Bericht: Stingel Jens, Fiedler Markus
Wir fuhren um 06:30 Uhr los Richtung Singen um den Patienten, der im Moment im Hospiz lebt, abzuholen. Als wir um 08:00 Uhr eintrafen wurden wir von der stellv. Hospizleitung begrüßt.
Wir gingen auf die Station zu dem Patienten, der gerade beim Frühstücken war und uns äußerst resolut und reserviert begrüßte. Im Gespräch mit ihm und den behandelnden Schwestern erfuhren wir bei einem Kaffee etwas mehr von seiner Krankheit und deren Umstände. Die Fahrt war vom Hospiz sehr gut vorbereitet. Die Medikation wurde noch durchgesprochen und wir haben uns mit den Notfallmedikamenten vertraut gemacht. Mit dem Patienten wurden seine persönlichen Dinge eingepackt. Von einer sehr netten Schwester erhielten wir noch einen kleinen Auftrag, ihr aus Österreich Kekse mitzubringen, was bereits mit dem Patienten abgesprochen war. Es wurde alles verladen. Nachdem wir die Mutter und den Bruder kennengelernt hatten, welche die Fahrt begleiteten, ging es gegen 9h los. Mit einem kleinen technischen Halt zur Erledigung einer Notdurft trafen wir gegen 11:00 direkt auf dem 1064m hohen Pfänder ein.
Als wir den Patienten ausgeladen und in seinen Rollstuhl umgesetzt hatten, war der Patient wie umgewandelt und konnte es gar nicht glauben wie wenig Leute zu diesem Zeitpunkt auf dem Pfänder waren. Er war bis vor einem Jahr relativ häufig noch fußläufig dort und kannte die Gegend wie seine Westentasche. Er war überglücklich und saß am Aussichtspunkt und genoss den schönen Blick auf den Bodensee bei herrlichem Kaiserwetter.
Er war kaum mehr ansprechbar und wir ließen ihn und seine Angehörigen diesen Augenblick in Ruhe genießen. Nachdem es dort langsam immer wärmer wurde und der Patient wegen seinen durchgemachten Bestrahlungen auch die Sonne nicht so gut vertragen konnte, holten wir unseren mitgebrachten Sonnenschirm aus dem Wagen und befestigten ihn mit Panzertape (was ihm als ehemaligen Zeitsoldaten natürlich hervorragend gefiel ) an seinem Rollstuhl.Die Stimmung wurde immer besser und er wurde auch viel offener gegenüber uns.
Wir klärten dann mit dem Wirt des Berghauses das vorbestellte Mittagessen ab, welches wir um 12:15 Uhr im Lokal einnahmen. Im Normalfall ist das Berghaus ein Selbstbedienungsrestaurant, jedoch wurden wir komplett bedient. Die Wirtsleute waren äußerst nett und machten alles möglich, sogar den Herzenswunsch des Patienten – Käsespätzle-, welche normal auf der Sommerkarte nicht zu finden sind. Dem Patienten gaben wir noch seine Mittagsmedikation. Beim Mittagessen entstanden die wildesten Pläne, was an diesem Tag noch alles erlebt werden könnte, so machte der Patient den Vorschlag, er könne von -Friedrichshafen mit dem Katamaran nach Konstanz fahren-, was er sonst wohl öfters gemacht hatte und wir ihn in Konstanz wieder abholen sollten. Dies war nur schwierig, da wir ja für den Notfall die ganzen Medikamente dabeihatten. Unser Vorschlag ging dann in eine andere Richtung. Wir wollten mit dem Glücksmomente-Fahrzeug später in Meersburg auf die Fähre gehen um noch etwas Seeluft zu schnuppern bis nach Konstanz. Nach dieser Klärung wollte der Patient wieder so schnell wie möglich nach draussen, noch einmal die Aussicht zu genießen
Nach weiterem ausgiebigem Genuss der Aussicht in entspannter Atmosphäre tranken wir auf der Außenterrasse des Lokals noch einen Kaffee in der Sonne.
Nachdem wir alle menschlichen Bedürfnisse erledigt hatten, wurde der Patient langsam unruhig und drängte zur Abfahrt, da wir ihm ja die Schifffahrt noch versprochen hatten und er unbedingt zum Abendessen um 18:00 Uhr wieder im Hospiz sein wollte. So brachen wir kurz nach 16:00 Uhr auf, da wir ja unterwegs auch noch die versprochenen Kekse für die betreuende Schwester kaufen wollten.
Die Rückfahrt verlief planmäßig, so dass wir um 17:00 Uhr an der Fähre in Meersburg eintrafen. Die Fähre war direkt abfahrtbereit und wir wurden hinein gewunken. Wir erhielten genug Platz und eine kostenfreie Überfahrt.
Nach diesem unvergesslichen Erlebnis, trafen wir um 17:56 Uhr am Hospiz ein, wo wir von der Hospizleitung in Empfang genommen wurden. Den Patienten freute es unheimlich, dass wir seinen gesteckten Zeitplan einhalten konnten.
Für den Patienten, die Angehörigen und für uns war es ein unvergesslicher Tag.
Er fragte uns, ob er uns dauerhaft anstellen könne, was wir leider verneinen mussten. Nach einem gemeinsamen Getränk verabschiedeten wir uns und fuhren wieder Richtung Balingen. Nachdem wir noch auf Höhe Donaueschingen einen Hagelsturm durchfuhren kamen wir müde und glücklich um 20:00 Uhr an.
Jens und Markus Team Glücksmomente DRK-Zollernalb